Exklusiver Reisebericht unseres Clubmitglieds Manfred Kunz übers Fliegen in Italien
Text & Bilder: Manfred Kunz
Lesen Sie hier die Erfahrungen und Eindrücke unseres Clubmitglieds Manfred Kunz, die er bei seinem 3-Tage-Aufenthalt in Italien und dem Chartern einer C-172 inklusive Checkflug gemacht hat.
Soviel schon einmal vorweg:
Man sollte es unbedingt einmal gemacht haben und sich Bella Italia von oben ansehen…
Mit einem „fremden“ Flieger von einem unbekannten Flugplatz in einem reizvollen Revier einen Rundflug mit ortskundigem Instruktor zu machen, ist jederzeit ein anregendes Erlebnis. Das versuche ich immer einzuplanen, wenn ich einen Auslandsaufenthalt überschauen kann.
Anfang April habe ich mich Wochen vor meinem Drei-Tage-Aufenthalt in Loccarno mit der dort ansässigen AERO Loccarno abgestimmt und einen Flug im Gebirge reserviert. Trotz dort üblicher nur weniger Regentage (über 300 Tage Sonnenschein) im Jahr, habe ich dann doch das große Los gezogen: während meines ganzen Aufenthaltes gingen die Spatzen zu Fuß.
Mehr Glück hatte ich jetzt in der Romagna, einer Gegend an der unteren Poebene. Vor der Reservierung bin ich bei Lugo (zwischen Ferrara und Ravenna gelegen) am Flugplatz „Francesco Baracca“ (LIDG) vorbeigefahren und habe mir Platz und Zustand der Vereinsflugzeuge angeschaut. Über die umfangreiche Flotte in dieser ländlichen Gegend kann man nur staunen – alleine 7 Cessnas waren am Wochenende nach Elba geflogen. Darüber hinaus steht anderes Fluggerät bis zum Kunstflugzeug und zum Hubschrauber für Vereinsmitglieder und zur Ausbildung zur Verfügung. Um den schönen Asphaltplatz mit 800 x 23 m drehte eine 2-Mot-Maschine trotz Sonntags Ihre Ausbildungs-Platzrunden. Schalldämpfende Technik sucht man allerdings vergeblich. Außerdem werden auf dem allein gelegenen Platz ein gut geführtes Restaurant der gehobenen Klasse und eine extra Bar vorgehalten.
Solcher Art angenehm überrascht, habe ich mir sagen lassen, daß Montag geschlossen, die Sekretärin Dienstags ab 9 Uhr local time zu erreichen wäre, um Flugzeug und Instruktor (wer kann schon Funkitalienisch und wer versteht Italiener, wenn diese Englisch sprechen) zu verhandeln und zu bestellen.
Für Mittwoch nachmittag habe ich dann eine Cessna 172 (I-LUBB) entsprechend reserviert. Als ich ankam, wurde ich erst zum Espresso eingeladen. Mein ordentlich angefordertes Flugdokument mit Medical wurde so liegen gelassen, wie ich es deponierte. Italiener sind ein stolzes Volk und müssen nicht das Geburtsdatum prüfen, wenn der Anschein ausreichend erscheint.
Mein Instruktor Giancarlo war etwa gleichermaßen über fünfzig wie ich auch. Er legte eine Regionalkarte zur Abstimmung der Flugroute vor, wollte aber zunächst unbedingt nicht in den Luftraum D um Rimini einfliegen, was ich bereits bei der Reservierung – in Unkenntnis der Luftraumstruktur – klar zum Ausdruck gebracht hatte.
Da ich aber darauf bestand stimmte er zuletzt etwas widerwillig zu.
Die C172 war gut gepflegt, das Alter der Maschine kannte Giancarlo nicht – obwohl er vor Ort auch als Fluglehrer aktiv ist, und seit 1968 fliegt. Nach einem Check, wie mir das eben beigebracht worden war, habe ich die Maschine gestartet – mangels Lärmauspuff mußte ab sofort geschrien werden.
Wir starteten auf der Piste 03, umflogen Lugo im Norden, um dann Richtung nach Ravenna abzudrehen. Giancarlo setzte sich gleich nach dem Start mit Rimini in Verbindung, da wir von Ravenna aus nach Süden entlang der Küste nach Rimini und von dort zurück ins Landesinnere um die San Marineser Berge fliegen wollten.
Fast das gesamte Gebiet ist Luftraum D. Die Begleitung erst von Rimini Turm im Küstenbereich und sonst von Romagna Approach hätte mich beim Alleinflug „in Trab“ gehalten. Jetzt verriet mir Giancarlo auch, daß die von ihm benutzte Flugkarte, eine Militärflugkarte aus dem Jahre 1994!! war. Meine Erklärung über die Notwendigkeiten in unserer Heimat fand er eher erheiternd.
Ein wunderbarer Flug über die Altstadt von Ravenna, die ich zwei Tage zuvor noch zu Fuß durchstreift hatte, entlang der Küste nach Rimini, über den Flughafen von Rimini wieder ins Landesinnere hoch nach San Marino erwartete uns.
Wer meine Entwicklung zum Flieger kennt, wird sich meine Überraschung vorstellen können, dass wir den gesamten 80-minütigen Rundflug in 1.000 Fuß Grund durchführen konnten. Noch schöner der Anblick dieses paradiesischen Landstriches aus dieser geringen Höhe.
Bei kräftiger Thermik und entsprechenden Schlaglöchern flogen wir über die Vorgebirge des Appennin, auf denen alles wächst, was die gute italienische Küche bereichert , unabhängig davon, ob es etwas zu essen oder zu trinken ist.
Über das Dominikanerinnen-Kloster bei Brisighella, in dem ich in diesen Tagen fürstlich untergebracht war; zurück über Faenza, der Partnerstadt meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd, landeten wir nach knapp achtzig Minuten wieder auf dem Flugplatz von Lugo.
Ich um ein wunderbares Flugerlebnis bereichert und voller Dankbarkeit nach dem Blick ins Paradies von oben.