Mittelkalifornische Pazifikregion von oben
Text & Bilder: Manfred Kunz
Nach einem angenehmen Aufenthalt im südlichen Pazifik ist es eine besondere Wohltat, wenn der Heimflug nicht in einem 30-stündigen Marathon auf einer Backe abgeflogen werden muß, sondern wenn man Freunde in der Nähe des planmäßigen Zwischenstops Los Angeles hat.
Meine Freunde wohnen und arbeiten in Santa Barbara. Wird man von Kaliforniern gefragt, wo man wohnt, und kann die Frage mit Santa Barbara beantworten, spürt man den Gesprächspartner aufleben, da SB die schönste Stadt und die schönste Region nicht nur in Kalifornien ist (Slogan: The most beautiful downtown in America).
Eine Woche Zwischenstop in Santa Barbara sollte von uns Sichtfliegern unbedingt zu einem Erkundungsflug dieses vielfältigen und abwechslungsreichen Landstriches genutzt werden. Der Airport von Santa Barbara, KSBA, liegt einige Meilen westlich der Stadt unmittelbar neben der beliebten Universität UCSB (University of California in Santa Barbara).
Der Flughafen ist für einen ‚kleinen‘ Regionalflughafen mit etwa 100 Starts und Landungen von Linienmaschinen täglich auf den 3 Start –und Landebahnen für europäische Verhältnisse bereits ein recht grosser Platz. Dennoch gibt es kaum Direktflüge mit Linien über den Kontinent, sondern überwiegend solche in die benachbarten Bundesstaaten. Los Angeles alleine soll etwa 30 Flugplätze dieser Kategorie vorweisen.
Nach zwei stark bewölkten Tagen sieht der Himmel wieder weitgehend blau aus. Andrea, die Chefin, Eigentümerin und Chefausbilderin mit etwa 12.000 Flugstunden von der Flugschule ‚Spitfire‘ am Platz, gibt einen sehr positiven Sichtflug – Wetterforecast. Sie wird für die Kommunikation mitfliegen. Da mein residenter Freund Bernhard ebenfalls mitfliegt (von ihm sind die Bilder mit eingeblendeten Daten), empfiehlt Andrea die stärkere Cessna 172 XP mit annähernd 200 PS und Verstellpropeller, denn unmittelbar hinter der Küstenlinie gehen die Berge bis über 8.000 ft ordentlich nach oben.
Verwundert nehme ich zur Kenntnis, daß hier – trotz der Größe des Flughafens – keinerlei Sicherheitschecks vorgenommen werden, wie wir das beispielsweise von unserem Heimatflugplatz Hof (EDQM) her kennen. Man geht ungehindert aus dem Gebäude der Flugschule auf das riesige Vorfeld und auf den Abstellplatz mit bestimmt hundert kleinen Maschinen hinaus. Meine Anmerkung über Sicherheitschecks in good old Germany nimmt Andrea verwundert zur Kenntnis.
Schon beim Startlauf, noch mehr aber im Steigflug offenbart sich der Komfort dieses Kraftpakets trotz dreier Mitflieger. Wir fliegen zunächst Richtung Osten entlang der Küstenlinie in 1.500 ft bei guter Sicht vorbei an Goleta und Montecito, rechts der Santa Barbara Channel mit den vorgelagerten Channel Islands. Im Channel sind immer wieder Wale und Delphine auf ihren Wanderungen zu beobachten. Linker Hand steigen die kluftig aufgeworfenen Berge des Los Padres National Forest steil auf. Bei Carpinteria verlassen wir die Küstenlinie zum Santa Clara Valley, überfliegen in vereinzelten zerrissenen Wolken den Lake Casitas, Austragungsort der Ruderregatten bei den Olympischen Spielen von Los Angeles 1984, fliegen vorbei am Flugplatz von Santa Paula mit den unzähligen Wellblechhangarn und dem berühmten Aviation Museum. Die Berge zu unserer Linken steigen hier schon schroff bis auf fast siebentausend Fuß an.
Zwischen Lake Piru und Castak Lake schwenken wir Richtung Norden zum Pyramid Lake und Tejon Pass ab, bevor wir die Mojave Wüste erreichen. Die Bewölkung hängt hier dick über den Bergen, so daß wir – dank der starken Maschine – zügig auf bis 10.500 ft steigen. Immer wieder sehen wir durch die Wolken die zerklüfteten Berge, aufgestaute Wasser und den Highway Number 5 von Los Angeles Richtung Bakersfield nach Norden.
Nachdem wir die nach Norden zu den Nationalparks (u.a. Giant Sequoia, Yosemite) führenden Berge verlassen haben und die wüstenähnliche Ebene südlich und südwestlich Bakersfield erreicht haben, können wir wieder auf etwa 8.000 ft sinken, bleiben jedoch mit Rücksicht auf die zur Sierra Madre zum Santa Ynez Valley und zur Küstenlinie zu überwindenden Berge noch in respektvoller Höhe.
Die Ebene bei Bakersfield ist immer wieder aufgelockert durch kreisförmige Rieselfelder, die durch ihre üppige Vegetation ins Auge fallen. Man kann in diesem warmen Klima mit regelmäßiger Beregnung große züchterische Erfolge mit unterschiedlichsten Pflanzen erzielen, die aus der Luft wie gigantische runde Gärten aussehen. Hier kommen wir vollends von den Wolken weg und können ab sofort ein Cavok bei schönstem Himmelblau genießen.
Nach Überfliegen der Carrizo Plain National Montains erreichen wir bei Cuyama ein sehr breites, langes, in dieser Jahreszeit ausgetrocknetes Flußbett, ehe wir die letzte Bergkette des Los Padres National Forest zum Santa Ynez Valley überfliegen.
Hier passieren wir den Lake Cachuma, das Trinkwasserreservoir von Santa Barbara, und den Flugplatz Santa Ynez. In diesem Tal wohnt und arbeitet der berühmte „Pferdeflüsterer“ Monty Roberts auf einer traumhaft gelegenen, gepflegten Ranch, wenn er nicht gerade auf der Welt, z.B. in Deutschland, unterwegs ist. Auch das Rockidol vergangener Jahre, Michael Jackson, hat hier seine Neverland Ranch.
Über die letzte Bergkette der Santa Ynez Mountains kommen wir nach über zweieinhalb Stunden an die Pazifikküste zurück und landen nach einem landschaftlich überwältigenden Flugerlebnis parallel zur Küstenlinie auf der Landebahn 25 des Flugplatzes von Santa Barbara.
Diese Eindrücke und Erlebnisse sind zur Nachahmung dringend empfohlen!